VERNISSAGE | 18.09.2025 19H
Die Ausstellung (xy) z begleitet die Veröffentlichung einer gleichnamigen Publikation, die die Zeichnungen in Zusammenarbeit mit Inertia Services in einem neuen Format miteinander verbindet.
„Helen-Maja Rudolph beobachtet flüchtige Momente, die sie dann in künstlerischen Übertragungsprozessen einfängt: Sie wird auf alltägliche Szenen aufmerksam und hält diese zunächst mit der Kamera ihres iPhones fest. Im Zentrum der meisten Bilder stehen Personen, oft Jugendliche, alleine, in Paaren oder in Gruppen, die einen bestimmten Kleidungsstil, spezifische Handlungen oder einen charakteristischen Habitus teilen. Die Schnappschüsse bilden die Vorlagen für DIN-formatige Farbstiftzeichnungen, genauer gesagt Grundlagen, denn vom fotografischen Quellenmaterial ausgehend ändert Helen die Szenen ab und ergänzt diese teilweise um weitere Elemente. Insofern dokumentiert sie ihre Beobachtungen, die jedoch im Zeichenprozess fiktionalisiert, aus ihrem begrenzten Zusammenhang herausgelöst und damit in gewissem Maße generalisiert werden.
Den Arbeiten zugrunde liegt ein Interesse an der Jugend und Schulzeit als formativer Lebensabschnitt, als Phase der Identitätsfindung, als Zeit prägender Erlebnisse, schneller Veränderungen und wechselnder Interessen, als Zeit der Suche – nicht zuletzt einer Suche nach Zugehörigkeit. […]
Einfamilienhäuser und Wohnblöcke, Zugabteile und Bushaltestellen, Straßenkreuzungen und Parkbänke bilden den Hintergrund der Motive, die mit pointierten Details und materiellen Orientierungspunkten ausgestaltet sind. In einigen Arbeiten finden sich explizite Verweise auf besondere Gebäude, Straßen, Verkehrsmittel oder andere Infrastrukturen deutscher Großstädte. Diese geben einerseits Hinweise auf den Bewegungsradius der Künstlerin, andererseits spiegeln sich im potenziellen Wiedererkennen der Orte die verschiedenen Bezugsrahmen der Betrachter:innen. Obwohl es sich um konkrete Orte handelt, halten die dargestellten Szenen einem Maßstabswechsel stand und ihre räumlichen Umgebungen erscheinen als Bühnenbilder oder – ähnlich wie die abgebildeten Personen – als Platzhalter.“
geschrieben von Clara Maria Blasius
Helen-Maja Rudolph wurde 1995 in Berlin geboren und lebt derzeit in München. Sie hat Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar sowie an der Tongji University in Shanghai studiert. Ihre Buntstiftzeichnungen bewegen sich zwischen Studie und zeichnerischem Tagebuch und nehmen oft die gebaute Umwelt zum Ausgangspunkt – als Raum, in dem Popkultur, Begegnung und visuelle Codes zusammenkommen.